Chronik der Narrengesellschaft Hennenschlitter Immenstaad

Die Narrengesellschaft „Hennenschlitter“ Immenstaad kann auf über 175 Jahren urkundlich nachweisbare örtliche Fasnet zurückblicken.

Auch wenn schon in früheren Jahrhunderten durch die Abgabe des „Fasnetshennengeldes“, der Überquerung des zugefrorenen Bodensees zur „Fasnetszeit“, die Erwähnung von Tanzbelustigungen in der Fasnetszeit in Protokollen der Gemeinde in irgendeiner Weise schon „Fasnacht“ in Immenstaad gefeiert und erlebt wurde, ist mit einem Amtsprotokoll bzw. einem Polizeibericht aus dem Jahre 1849 der Nachweis geführt, dass schon Mitte des 19. Jahrhunderts das närrische Spiel in Immenstaad gefeiert wurde.

Mit einem „politischen Fasnachtsspiel“ am Fasnachts-Dienstag 1849 wurde die Revolution von 1848 nachgespielt und die Obrigkeit und die deutschen Fürsten durch „den Kakao“ gezogen. Die nachträglichen Polizeiuntersuchungen führten dazu, dass die „ledigen Burschen“ ins Ausland fliehen mussten bzw. in Untersuchungshaft kamen.

Den Namen unserer Narrengesellschaft wurde abgeleitet von einer uralten dörflichen Regelung. Jeder Haushalt musste den Grundherren Abgaben in Form von Naturalien leisten. Da diese meist zur Fasnetszeit fällig waren, nannte man die Hühner dann eben „Fasnetshennen“. Und zusammen mit einem Gemälde von der Seegfrörne 1965 hat der Volksmund schon in früheren Zeiten dies zum Anlass der „Geschichte der Hennenschlitter und der Schlittenfahrt nach Münsterlingen zur Fasnetszeit genommen.“ Da soll eben bei einer Fahrt über den zugefrorenen See mit dem Zehnten in Form von Speck, Eier, Schnaps usw. und auch Hennen die „Herren“ nach der Rückfahrt der Immenstaader entdeckt haben, dass wegen der großen Kälte „alle Hennen verreckt“ sind – was in Wirklichkeit wahrscheinlich nie geschehen ist. Aber die Immenstaader und später die Narrengesellschaft haben sich daher in anekdotisch-närrischer Hinsicht den Namen „Hennenschlitter“ gegeben.

Schon im vorletzten Jahrhundert in den 70/80er Jahren (ca. 1870) wurde in Immenstaad ein Narrenverein gegründet, der wahrscheinlich schon Fasnetsveranstaltungen in dieser Zeit durchführte.

Nach unserer Chronik wurde dann aber am 25. März 1905 in Immenstaad wieder eine „Narrengesellschaft“ wiedergegründet, die bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1935 bestand. In dieser wunderschönen Chronik wurde ausführlich festgehalten, dass große närrische Fasnachtsspiele in diesen Jahren in Immenstaad durchgeführt wurden. Drei noch erhaltene Plakate aus den Jahren 1903, 1905 und 1933 zeigen von einem großen närrischen Engagement vieler Immenstaader Bürger zur Fasnetszeit.

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Im Jahre 1950 wurde die Narrengesellschaft Immenstaad wieder neu gegründet und ihre Mitglieder erlebten in den letzten über 60 Jahren zahlreiche närrischen Höhepunkte. Trotz alemannischer Fasnet haben wir mindestens seit 1904 einen „Prinzen (Karneval)“ und/oder ein „Prinzenpaar“, welches jedes Jahr neu erkoren wird, mit einer Prinzengarde. Daher ist bei uns der „Schmotzige Dunnschtig“ ein ganz besonderer Narrentag, da an diesem Tage die „Prinzenhochzeit“ mit Gratulationstour und Narrenumtrunk im „Winzerkär“ stattfindet.

Besondere Jubiläen und Ereignisse konnten die Hennenschlitter in den letzten Jahrzehnten seit der Neugründung feiern: z. B. Im Jahre 1961 die Errichtung des „Hennenbrunnens“ in der Ortsmitte, die Verbindung mit unseren Schweizer Freunden, der „Hechtler-Clique“ in Münsterlingen seit der „Seegfrörne“ 1963, die jeweiligen Geburtstagsjubiläen der „Hennenschlitter in den Jahren 1973, 1998 und 2008 , verbunden mit Jubiläumsempfang, ökumenischer Narrenmesse, Fasnetsball und Narrenumzug.

Folgende Personen oder Gruppen prägen das Erscheinungsbild der „Hennenschlitter“, besonders auch bei Umzügen: der Täfelebue, der Narrenpolizischt, der Fahnenträger, der Hennenschlitter mit seinem Schlitten mit Hennen, die Henneneltern mit der Hennengruppe, der Hennenwagen mit der Burengruppe, die Knecht und Mägd, die Bohnenbrätscher, oft dabei die Musikkapelle Immenstaad oder irgendeine Musikformation, die Elferräte mit dem Narrenvater I, die Prinzengarde mit dem Prinzenpaar in der Kutsche und die Hexengruppe mit dem Hexenwagen.

Die Höhepunkte der „ Hennenschlitterfasnet in Immenstaad sind die Eröffnung der Fasnet am 11.11., das „Einschnellen“ der Fasnet am Dreikönigstag und das Narrenbaumstellen mit einem Umzug durch das Dorf. Ein besonderes Ereignis ist die „Hennensuppe“, ein Fasnetsspiel verschiedener Gruppen und Personen mit Büttenreden, Show, Tanz und Aktionen an drei Abenden in der Linzgauhalle. Und wie schon erwähnt ist der närrische Höhepunkt am Schmotzigen Dunnschtig mit der Prinzenhochzeit. Dann ist der „Fasnetsmarkt“ am Fasnetssunntig ein Event der Strassenfasnet, am Fasnetsmentig die Kinderfasnet mit Kinderumzug und Kinderball und am Fasnetsdienstag, das närrische Ende der Fasnetszeit mit dem Fällen des Narrenbaums, dem Kuttleessen in den Wirtschaften mit Narrenbaumverlosung, das Preiskarbatschen und spät in der Nacht die Hexenverbrennung.

Bei anderen Narrenvereinen nehmen die „Hennenschitter“ während der Fasnetszeit an deren Fasnetsspielen, Bällen oder Umzügen teil.

Als offizielles Ende der Fasnetszeit gilt dann die Generalversammlung der „Narrengesellschaft Hennenschlitter e.V.“ ca. 2 Wochen nach dem Aschermittwoch.

Geschrieben von Manfred Bauer